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infas-Umfrage/Hunzinger:
Einigung mit der Stuttgarter Justiz 9 Jahre nach dem Gespräch
im Schloßgarten-Hotel - "Streitwert" von 10.000 D-Mark
in 1999
Stuttgart/Frankfurt
am Main, 10. Juni 2008 - Moritz Hunzinger, vertreten von Rechtsanwalt
Dr. Markus Bessler (Stuttgart), und die Stuttgarter Justiz haben sich
geeinigt.
Hunzinger war vorgeworfen worden, im Jahr 2004 vor einem Untersuchungsausschuß
des Landtags von Baden-Württemberg falsch ausgesagt zu haben.
Vorgehalten wurde ihm die Übernahme anteiliger Kosten der Umfrage
in Höhe von 10.000 DM (5.113 €).
Hintergrund war ein Gespräch im Mai 1999 im Hotel am Schloßgarten
in Stuttgart zwischen Wirtschaftsminister Dr. Walter Döring,
seiner Mitarbeiterin Dr. Margot Haussmann sowie dem seinerzeitigen
Aufsichtsratsvorsitzenden der Meinungsforschungsfirma infas GmbH,
Moritz Hunzinger. Bei diesem Gedankenaustausch ging es auch um eine
infas-Umfrage zu wirtschaftspolitischen Themen. Nachdem dieser Termin
nun neun Jahre zurückliegt sah Hunzinger keine Chance mehr auf
eine vernünftige Sachaufklärung, da sich - außer ihm
- verschiedene Beteiligte nicht mehr vollständig oder überhaupt
nicht mehr erinnern können. Dazu kommt, daß durch die Medienberichterstattung
bereits beim Verfahren vor dem Stuttgarter Amtsgericht den Zeugen
nicht mehr klar erinnerlich gewesen ist, ob sie einen Sachverhalt
der Presse entnommen haben oder ihnen noch selbst erinnerlich ist:
Eine vernünftige Differenzierung und Unterscheidung was man selbst
wahrgenommen hat und was in der Presse berichtet worden ist, war nicht
mehr möglich, wie der damalige Ministeriumssprecher zu Protokoll
gegeben hatte. Seit dem erstinstanzlichen zwei Monate dauernden Verfahren
sind bereits wieder mehr als zwei Jahre verstrichen. Nicht zuletzt
sind bis heute die von Hunzinger benannten Zeugen, darunter die ehemaligen
Vorstandsvorsitzenden von Carl Zeis und der Bausparkasse Schwäbisch
Hall, Dr. Graßmann und Dr. Erdland, nicht gehört worden.
Hunzinger,
der mit der infas-Umfrage operativ nicht befaßt wurde, bleibt
bei seinen Angaben vor dem Landtagsuntersuchungsausschuß. Nun
erspart er sich die zweite Instanz und akzeptiert einen Geldbetrag
in Höhe von 25.000 €.
Ermittlungsverfahren
gegen Dr. Walter Döring, Bettina Morlok und Moritz Hunzinger
eingestellt
Datum:
7.03.2005
Pressemitteilung
Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat am 07.03.2005 das Ermittlungsverfahren
gegen den ehemaligen Wirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg
Dr. Walter Döring wegen des Verdachts der Vorteilsannahme (§
331 StGB) sowie gegen Bettina Morlok und Moritz Hunzinger wegen
des Verdachts der Vorteilsgewährung (§ 333 StGB) im Zusammenhang
mit der Finanzierung einer Bevölkerungsumfrage im Jahr 1999
nach § 170 Abs. 2 StPO eingestellt.
Nach den durchgeführten Ermittlungen hatte das Institut für
angewandte Sozialwissenschaften GmbH (INFAS) im Auftrag des Wirtschaftsministeriums
Baden-Württemberg im Mai 1999 eine Bevölkerungsumfrage
zu wirtschaftlichen Themen in Baden-Württemberg durchgeführt.
Mit dieser Umfrage sollte eine positive Bewertung der liberalen
Wirtschaftspolitik, insbesondere der Arbeit des damaligen Wirtschaftsministers
Dr. Döring erzielt werden.
Die Gesamtkosten der Bevölkerungsumfrage von ca. 40.000 DM
wurden anteilig von der Firma FlowWaste GmbH (Geschäftsführerin
Bettina Morlok) und von der Firma Hunzinger PR GmbH (Geschäftsführer
Moritz Hunzinger) übernommen.
Bettina Morlok bezahlte am 07.07.1999 einen Betrag von 10.000 DM,
Moritz Hunzinger beglich am 15.06.1999 einen Betrag von ca. 30.000
DM.
1. Eine Verknüpfung zwischen der von Bettina Morlok geleisteten
Zahlung und der Dienstausübung des Dr. Döring war nicht
nachzuweisen.
Zwar hatte sich Dr. Döring als Wirtschaftsminister des Landes
Baden-Württemberg im Jahr 1997 in mehreren Schreiben im Zusammenhang
mit einer von der Firma FlowWaste GmbH in Kärnten projektierten
Thermoselect-Anlage für deren Interessen eingesetzt. Ein Bezug
zu der Mitte Mai 1999 erfolgten Zahlung der 10.000 DM war jedoch
schon wegen der erheblichen zeitlichen Differenz nicht herzustellen.
2. Soweit die Kosten der Bevölkerungsumfrage anteilig in Höhe
von ca. 30.000 DM von Moritz Hunzinger beglichen wurden, besteht
dagegen der hinreichende Verdacht, dass zwischen der Zahlung und
der Dienstausübung des Dr. Döring als Wirtschaftsminister
ein inhaltlicher Bezug bestand.
Im Vorfeld der Bevölkerungsumfrage kam es Anfang Mai 1999 zu
einem Treffen zwischen Dr. Döring und Moritz Hunzinger. Gesprächsthemen
waren die Bevölkerungsumfrage und deren Finanzierung durch
Moritz Hunzinger sowie die Übernahme einer Karosseriefirma
durch eine Firma, an der Moritz Hunzinger mehrheitlich beteiligt
war. Für eine aus diesem Anlass Ende Mai 1999 durchgeführte
Pressekonferenz wurde auf Veranlassung von Hunzinger eine Presseinformation
erstellt. Darin wurde Dr. Döring mit seinem Einverständnis
dahingehend zitiert, er begrüße als Wirtschaftsminister
die Firmenübernahme. Diese Presseinformation wurde letztlich
nicht veröffentlicht.
Insbesondere die enge zeitliche Abfolge zwischen der Besprechung
Anfang Mai 1999, der Presseinformation, der Umfrage des INFAS und
der anteiligen Kostenübernahme Mitte Juni 1999 legt hier einen
Zusammenhang zwischen Zuwendung und Dienstausübung nahe.
Eine Strafverfolgung des Dr. Döring und des Moritz Hunzinger
scheidet insoweit jedoch wegen Verfolgungsverjährung aus. Vorteilsannahme
und Vorteilsgewährung verjähren fünf Jahre nach Beendigung
der Tat.
Das Ermittlungsverfahren richtete sich zunächst nur gegen Dr.
Döring und Bettina Morlok wegen der Zahlung der 10.000 DM.
Zu diesem Zeitpunkt lagen Anhaltspunkte für einen Bezug zwischen
der Dienstausübung des Dr. Döring und einer Teilfinanzierung
der Bevölkerungsumfrage durch Moritz Hunzinger nicht vor. Entsprechende
Unterlagen, die einen Anfangsverdacht in dieser Richtung begründeten,
wurden erst zu einem Zeitpunkt aufgefunden, als - nach dem jetzigen
Erkenntnisstand über den näheren Ablauf des Geschehens
- Verjährung bereits eingetreten war.
Die maßgeblichen Vorschriften des Strafgesetzbuchs haben folgenden
Wortlaut:
§ 331 Vorteilsannahme
(1) Ein Amtsträger oder ein für den öffentlichen
Dienst besonders Verpflichteter, der für die Dienstausübung
einen Vorteil für sich oder einen Dritten fordert, sich versprechen
lässt oder annimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren
oder mit Geldstrafe bestraft.
§
333 Vorteilsgewährung
(1)
Wer einem Amtsträger,
einem für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteten
oder einem Soldaten der Bundeswehr für die Dienstausübung
einen Vorteil für diesen oder einen Dritten anbietet, verspricht
oder gewährt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder
mit Geldstrafe bestraft.
gez.
Bogs
Staatsanwalt
07.03.2005
Moritz
Hunzinger zur infas-Umfrage in Baden-Württemberg: (Moritz Hunzinger
war bis April 2004 Vorsitzender des Aufsichtsrates der infas Institut
für angewandte Sozialwissenschaft GmbH)
Stuttgarter Nachrichten zur "Umfrageaffäre", 4. Mai
2006 (von Frank Krause)
Im
Zweifel
Eine Grundregel in der Justiz besagt: Im Zweifel für
den Angeklagten. Das Amtsgericht Stuttgart ist am Mittwoch von dieser
Linie abgewichen und hat den PR-Berater Moritz Hunzinger wegen seiner
Verwicklung in die so genannte Umfrageaffäre verurteilt.
Es ist ein gewagtes Urteil, denn die Beweislage der Staatsanwaltschaft
in diese Affäre, die immerhin zum Rücktritt von zwei Ministern
geführt hat, ist dünn. Nicht nur, weil sich alle
Beteiligten sieben Jahre nach dem Vorgang kaum noch an die damaligen
Gesprächsinhalte erinnern können. Der Schuldspruch ist
auch deshalb riskant, weil die Hauptfigur der Affäre in dem
Prozess nicht gehört wurde. Margot Haussmann, die ehemalige
Büroleiterin des früheren Wirtschaftsministers Walter
Döring, hatte sich kurz vor Verfahrensbeginn als "verhandlungsunfähig"
abgemeldet. So blieben ihre früheren Aussagen und manche Dokumente,
die Döring und Hunzinger belasteten, unwidersprochen. Wie sehr
eine Nachfrage nötig gewesen wäre, hat freilich der Auftritt
von Döring vor Gericht bewiesen. Sein tränenreicher Ausspruch
"wegen so etwas bin ich zurückgetreten" sagt viel
über die Belastbarkeit der Beweismittel aus.
Im Gegensatz zum Ex-Wirtschaftsminister, der seinen Strafbefehl
in der Affäre akzeptiert hat, um den Fall für sich abzuschließen,
wählte Hunzinger die Vorwärtsverteidigung. Diese
Strategie passt zu seinem Aufmerksamkeit heischenden Naturell,
ist aber auch in der Sache gerechtfertigt. Denn
die Zweifel an den Vorgängen bleiben auch nach diesem Urteil
bestehen.
Der
Verlierer glaubt weiter an seinen Sieg
In der Umfrageaffäre wird PR-Unternehmer Hunzinger zu Bewährungsstrafe
verurteilt
Stuttgart - Moritz Hunzinger bleibt Moritz Hunzinger.
Auch im Moment der Niederlage. "Irren ist menschlich, das muss
auch für eine Richterin gelten", sagt der PR-Berater selbstbewusst
und strahlt. Andere würden sich mit dieser Bewährungsstrafe
im Gepäck kleinlaut aus dem Gericht davonstehlen, gar Reue
zeigen. Aber nicht er.
Mittwoch,
kurz vor 13 Uhr, Amtsgericht Stuttgart. Der erste Prozess im Zusammenhang
mit der so genannten Umfrageaffäre ist zu Ende. Kein Freispruch
aus Mangel an Beweisen, wie viele erwartet hatten. Hunzinger erhält
vielmehr wegen uneidlicher Falschaussage zehn Monate Haft auf Bewährung.
Hinzu kommen 30 000 Euro Geldstrafe zu Gunsten von Deutschem Roten
Kreuz, SOS-Kinderdörfern und dem Landesverband der Tagesmütter.
Der Angeklagte hört das alles. Mal schmunzelt er, mal schüttelt
er bei der Urteilsverkündung den Kopf. Vor allem die Begründung
von Richterin Daniela Krack, er habe "bewusst wahrheitswidrig
falsche Angaben gemacht", mag er nicht verstehen.
Dabei sind die Fakten schnell erzählt. Das Gericht sieht es
als erwiesen an, dass Hunzinger 2004 vor dem FlowTex-Untersuchungsausschuss
des Landtags zweimal die Unwahrheit gesagt haben soll. Es ging um
eine Umfrage aus dem Jahr 1999, mit der das Image des damaligen
Wirtschaftsministers Walter Döring (FDP) gesteigert werden
sollte. Die Entstehung und Bezahlung dieser Umfrage steckt freilich
voller Rätsel. Vor allem ist unklar, wer die Umfrage beim Infas-Institut
in Auftrag gab. "Das Wirtschaftsministerium", glaubt das
Gericht. "Ich selber", hat Hunzinger beteuert. Am Ende
jedenfalls sollen 10 000 Mark mittels einer Scheinrechnung bezahlt
worden sein. Aber hat Hunzinger das gewusst, gar gefördert?
Er sagt Nein. Das Gericht sagt Ja.
Und wer hat nun Recht? Die Richterin jedenfalls urteilt
nicht im Zweifel für den Angeklagten. Sie räumt zwar ein,
dass Hunzinger "kein Motiv" gehabt habe. Wahrscheinlich
ahnt sie, dass der einst so schillernde Polit-Berater zum damaligen
Zeitpunkt seine Verdienste eher im Schubkarren nach Hause fahren
konnte, als sich diesen fünfstelligen Betrag illegal besorgen
zu müssen. Aber sie glaubt den Zeugen und Urkunden,
die man im Prozess gehört und gesehen hat: "Das Gericht
ist überzeugt, dass der Angeklagte die Unwahrheit gesagt hat."
Und so verlässt dieser Mann, der Politiker wie Rudolf Scharping
und Cem Özdemir auf Popularitätsgipfel brachte, ehe er
mit ihnen in den Schatten des Rampenlichts absteigen musste, wie
ein trotziger Junge den Gerichtssaal. Hunzinger, dessen Adressenkartei
mit Promi-Namen so dick ist wie bei Otto Normalverbraucher das Postleitzahlenbuch,
der in seiner aktiven Zeit als Meister des Lobbyismus zwischen
Politik und Wirtschaft galt, mag nicht verstehen, was die
Justiz mit ihm macht. Natürlich sei es eine "vertrackte
Geschichte", aber er habe "stets die Wahrheit" gesagt.
"Glauben Sie wirklich, man setzt für diesen Betrag eine
gute Beziehung aufs Spiel?", lautet seine Frage an die Journalistenschar.
Hunzinger gibt keine Antwort. Doch jeder spürt, sie hieße
"Nein". Immerhin verstehen sich Hunzinger und Walter Döring
bestens. Und Letzterer musste wegen der ganzen Affäre
bekanntlich ebenso zurücktreten wie wenig später die damalige
Justizministerin Corinna Werwigk-Hertneck.
Aber aufgeben ist nicht das Ding des stets akkurat
gekleideten 47-Jährigen, der im Untersuchungsausschuss mit
gewohnt kesser Lippe mal gesagt hat, die Staatsanwaltschaft solle
doch "lieber Osama bin Laden jagen als einen rechtschaffenen
Unternehmer". An dieser Mir-kann-niemand-was-anhaben-Haltung
hat sich auch nach dem Schuldspruch nichts geändert, wiewohl
er mit zehn Monaten sogar fünf Monate geringer ausfällt,
als von der Staatsanwaltschaft gefordert. "Ich habe zehnmal
gesagt, wie die Sache gelaufen ist, ich werde mir beim elften Mal
nichts anderes einfallen lassen", lautet Hunzingers Ansage,
die ein klarer Hinweis auf die nächste Instanz ist. Anwalt
Markus Bessler jedenfalls will in die Berufung gehen: "Ich
halte das Urteil für angreifbar." Die vermeintlichen Beweise
seien "einseitig zu Lasten von Herrn Hunzinger gewertet"
worden. Aber genau sie müssen nächste Woche erneut herhalten,
wenn in gleicher Sache der Prozess gegen Infas-Chef Menno Smid beginnt.
Die Aufarbeitung der Umfrageaffäre geht also weiter. Nicht
umsonst verabschiedet sich Hunzinger viel sagend mit den Worten
"auf Wiedersehen".
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Verteidiger: "Ich halte das Urteil für angreifbar"
- Will weiter kämpfen: Hunzinger Foto: ddp
Hunzinger
geht in Berufung
Stuttgart (fk) - Im Zusammenhang mit der Umfrageaffäre legt
PR-Berater Moritz Hunzinger Berufung gegen das Urteil des Amtsgerichts
Stuttgart ein. "Ich gehe diesen Schritt, weil ich stets die
Wahrheit gesagt habe und mich im Recht fühle", sagte er
unserer Zeitung. Er war zu zehn Monaten Haft auf Bewährung
und 30 000 Euro Geldbuße verurteilt worden. Er soll vor dem
FlowTex-Untersuchungsausschuss die Unwahrheit über die Abwicklung
einer Infas-Umfrage gesagt haben. Im Zuge der Affäre waren
die Minister Walter Döring und Corinna Werwigk-Hertneck zurückgetreten.
Mit einem Prozess gegen Hunzinger vor dem Landgericht wird nicht
vor dem Herbst gerechnet.
Schlußwort von Moritz Hunzinger nach den Plädoyers am 26.
April 2006:
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Frau
Vorsitzende Richterin, |
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Frau Staatsanwältin, |
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Herr Rechtsanwalt Dr. Bessler, |
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sehr geehrte Damen und Herren der Öffentlichkeit, |
das
Gericht hat mein Verständnis, der Vermutung nachzugehen, ich
hätte vor einem Untersuchungsausschuß des Baden-Württembergischen
Landtages uneidlich falsch ausgesagt.
Das
Gericht hat so gearbeitet, wie es arbeiten muß. Und ich empfand
es mir gegenüber durchaus fair.
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Allerdings:
Ich habe vor dem Untersuchungsausschuß nicht falsch ausgesagt. |
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Mein
Angebot an den Ausschußvorsitzenden, Herrn Landtagsvizepräsidenten
und Innenminister a. D. Frieder Birzele, mich auf meine Aussage
zu vereidigen, nahm dieser nicht an. Das Verfahren vor diesem
Amtsgericht wäre indes kaum anders verlaufen; ich hätte
auch in diesem Fall nicht falsch ausgesagt. |
Im
Landtag ging es um den Kopf des erfolgreichsten Wirtschaftministers
aller Bundesländer, nämlich des stellvertretenden Ministerpräsidenten
Dr. Walter Döring. Die Landtagswahl heute exakt vor einem Monat
zeigt für lange Zeit, daß auch dieser letzte "Sieg"
kein Gewinn war.
In
meinem korrekten Handeln im Jahr 1999 vor Gericht bestätigt
haben für mich erwartungsgemäß der gestürzte
Minister, sein Pressesprecher, seine Büroleiterin, seine Sekretärin,
alle involvierten Geschäftspartner von infas, darunter die
Geschäftsführerin eines infas-Kunden und deren Buchhalter
sowie sämtliche vernommenen Kriminalbeamten. Es hatte alles
seine Richtigkeit auch in den Verwaltungen bei infas in Bonn und
bei Hunzinger in Frankfurt. Niemand hat mir vor Gericht auch nur
ein Motiv unterstellen wollen oder können, vor dem Untersuchungsausschuß
falsch ausgesagt zu haben.
Die
breite öffentliche Zustimmung, die ich insbesondere nach der
Zeugenaussage von Herrn Minister Dr. Döring erfahren habe,
tat mir gut.
Nach
meiner Empfindung gilt, was in der Politik Regel ist: "Löse
kein Problem, das keiner kennt". Dem habe ich mich freiwillig
gestellt. Ich hätte das alles hier leicht abwenden können,
die Vorbilder sind bekannt.
Schönen
Dank.
7.
März 2005
SWR: Ermittlungsverfahren gegen Döring und Hunzinger eingestellt
Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren
gegen Ex-Wirtschaftsminister Walter Döring (FDP) wegen des Vorwurfs
der Vorteilsannahme eingestellt. Auch die Verfahren gegen die Ex-Chefin
von FlowWaste, Bettina Morlok, und den früheren PR-Berater Moritz
Hunzinger wurden eingestellt. Zwar hält die Staatsanwaltschaft
Karlsruhe Dörings damaliges Verhalten im Zusammenhang mit der
Finanzierung einer Umfrage zur baden-württembergischen Wirtschaftspolitik
im Mai 1999 für strafbar. Allerdings seien die Vorwürfe
inzwischen verjährt. Hunzinger hatte die Umfrage mit 30.000 Mark
(15.340 Euro), Morlok mit 10.000 (5.113 Euro) Mark finanziert. Weil
eine mehrheitlich Hunzinger gehörende Firma kurz zuvor die -
von Döring ausdrücklich befürwortete - Übernahme
einer Karosseriefirma angestrebt hatte, gehen die Staatsanwälte
von einem Zusammenhang zwischen der Umfrage und dem Geschäft
aus. Hunzinger und Döring hatten kurz vor der Umfrage über
die Firmenübernahme gesprochen.
infas-Umfrage Baden-Württemberg/Wirtschaftsministerium Stuttgart
Rechtsanwalt
Boris Rhein*) erklärt für Moritz Hunzinger, ehemaliger Geschäftsführer
der Hunzinger Public Relations GmbH, am 15. Februar 2005:
"Gegen den von der Staatsanwaltschaft beantragten, jedoch
vom Amtsgericht Stuttgart bislang nicht erlassenen Strafbefehl wird
gegebenenfalls Einspruch eingelegt. Der Strafbefehl ist inakzeptabel,
da er frei von Schuld und strafrechtlicher Verantwortung ist. Herr
Hunzinger hat sich nicht das Geringste vorzuwerfen. Keiner der gegen
ihn erhobenen Vorwürfe trifft zu. Herr Hunzinger hat weder vor
dem Untersuchungsausschuß des Landtages von Baden-Württemberg
noch sonst jemals eine Falschaussage begangen. Die gegen ihn durch
die Staatsanwaltschaft Stuttgart erhobenen Vorwürfe entbehren
jeder Grundlage und sind ohne jedes tatsächlich oder rechtlich
belastbare Fundament. Keine Ermittlungslinie der Staatsanwaltschaft
Stuttgart zeigt auf Herrn Hunzinger. Es trifft nicht zu, daß
Moritz Hunzinger, wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart ihm vorwirft,
wider besseres Wissen angegeben hat, die sogenannte Umfrage Baden-Württemberg
und die sogenannte Marktanalyse Ägypten seien zwei Vorgänge,
die nichts miteinander zu tun hätten, denn diese Sachverhalte
stehen tatsächlich in keinerlei Zusammenhang. Dies ergibt sich
im übrigen auch glasklar aus der Ermittlungsakte. Deswegen ist
es geboten, gegen den Strafbefehl Einspruch einzulegen und die Vorwürfe
durch ein unabhängiges Gericht beurteilen und klären zu
lassen. Herr Hunzinger sieht der Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht
Stuttgart mit gutem Gewissen im Bewußtsein, unschuldig zu sein,
entgegen".
*)
Rechtsanwalt Boris Rhein MdL ist auch Vorsitzender des Rechtsausschusses
des Hessischen Landtages
17.
Februar 2005:
Hunzinger im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten: "Der
langjährige Wirtschaftsminister ist ehrlich" (Auszüge)
SWR: "Ich habe nichts von dem zu korrigieren, was ich
vor dem FlowTex-Untersuchungsausschuß gesagt habe"
Hunzinger:
Ich habe nichts zu korrigieren von dem, was ich vor dem Untersuchungsausschuß
gesagt habe. Das ist die Wahrheit. Das gleiche gilt für Herrn
Smid von Infas und Herrn Döring. Wir hatten und haben doch gar
keinen Grund, etwas anders darzustellen, als so, wie es war.
Stuttgarter
Nachrichten: Die Ermittler behaupten aber, Sie alle hätten
die Unwahrheit zur Entstehung und Finanzierung der Umfrage aus dem
Jahr 1999 gesagt.
Hunzinger:
Die Staatsanwaltschaft irrt. Das geht auch aus den Unterlagen hervor.
Es wird zum Beispiel behauptet, Dörings damalige Büroleiterin
habe sich bei dem Treffen im Mai 1999 in Stuttgart in meiner Gegenwart
Notizen zu der Umfrage gemacht. In meiner Gegenwart hat sie nichts
aufgeschrieben.
Stuttgarter
Nachrichten: Heute soll der Ständige Ausschuß
im Landtag die Immunität von Herrn Döring aufheben, damit
auch gegen ihn ein Strafbefehl erlassen werden kann. Was raten sie
ihm?
Hunzinger:
Nachdem sich Herr Smid, Herr Döring und ich nie mit einem Sterbenswörtchen
über diese Umfrage unterhalten haben, rate ich allen das zu tun,
was ich tun werde: Den Strafbefehl nicht anzunehmen, sondern den Prozeß
zu suchen.
Stuttgarter
Nachrichten: Woher nimmt die Staatsanwaltschaft dann die
Sicherheit, die Strafbefehl erlassen zu können?
Hunzinger: Das ist mir ein Rätsel. Ich habe
ein reines Gewissen. Und Herrn Döring halte ich für die
leibhaftige Ehrlichkeit.
Moritz Hunzinger im manager magazin-Interview:
"Dieses Land ist krank"
Leserbrief
in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 8. August 2004:
Die Justizministerin kenne ich ausnahmsweise noch nicht einmal;
ich war nicht Gesprächsgegenstand in den Telefonaten von ihr
mit dem Wirtschaftsminister.
Und
das Ding aus 1999 in Stuttgart - gelegentlich schreibt's die FAZ
- "Hunzinger-Affäre" zu nennen, ist ein starkes Stück.
Im Falle Özdemir und Döring stelle ich mich vor meinen
langjährigen Mitgeschäftsführer und Freund Johannes
Altincioglu. Die Parteispende über TDM 10 hat die Geschäftsführung
der Hunzinger PR GmbH NICHT auf das Privatkonto des Ministers gezahlt,
sondern ganz offiziell dem FDP-Landesvorsitzenden zukommen lassen.
Was
mich und meinen Vorstandskollegen bei der Hunzinger Information
AG, den infas-Chef Menno Smid, betrifft, ist mit der infas-Umfrage
in Baden-Württemberg alles blitzsauber gelaufen: Die Hunzinger
PR GmbH war Auftraggeber und hat die Rechnung ihrer Schwestergesellschaft
infas-Institut vollständig, gerne und innert einer Woche bezahlt.
Mit den Erkenntnissen aus der Umfrage haben wir 1999 und 2000 viel
Geschäft mit der Crème der baden-württembergischen
Industrie gemacht. Damals verdiente (!) allein die Hunzinger PR
GmbH - ohne infas und action press! - im Jahr fast 6 Mio. DM, trotz
der hohen Gehälter von Herrn Altincioglu und mir.
Auch
ist hinlänglich bekannt, daß Minister Prof. Scharping
seine Einkäufe selbst bezahlt hat.
Döring
rechtfertigt Besitz von Hunzinger Information-Aktien
Der wegen einer versehentlich vom Kreisschatzmeister seiner Partei
falsch verbuchten Parteispende über 10.000 DM zurückgetretene
Wirtschaftsminister Walter Döring (FDP) hat Vorwürfe wegen
des Kaufs von Aktien der Hunzinger Information AG zurückgewiesen.
Daran sei "nichts Ungewöhnliches", sagte er. Im November
1999 habe er 50 von insgesamt 7,24 Mio. ausgegebenen Stück
Aktien gekauft.
Der stellvertretende baden-württembergische Ministerpräsident
kritisierte, er sei außerdem überrascht darüber,
daß Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft "zuerst
bei der Presse landen". Die von Moritz Hunzinger vor 25 Jahren
gegründete und bis April 2004 gemeinsam mit infas-Chef Menno
Smid geführte Hunzinger Information AG war 1998 mit 3,25 Milliarden
EUR 310fach überzeichnet als einer der Pioniere an den Neuen
Markt der Börse gegangen und hatte damals 14.000 Aktionäre.
Hunzinger
über Döring in den Stuttgarter Nachrichten
"Hunzinger hat Döring gegen die öffentliche Kritik
und den Verdacht in Schutz genommen, der Aktienbesitz des Ministers
stehe in einem Zusammenhang mit der Umfrageaffäre: "Wie
hier teilweise mit Herrn Döring umgegangen wird, ist eine verachtenswerte
Schande", sagte Hunzinger der Zeitung. "Döring ist
gehetzt und kaltgemacht worden. Das hat er nicht verdient".
Döring hatte am vergangenen Freitag wegen der Affäre seinen
Rücktritt angekündigt.
(dpa)"
Stellungnahme
zu dem Beitrag in der Stuttgarter Zeitung vom 27. März 2004
"Döring in Erklärungsnot"
Stellungnahme:
Betreff: Stuttgarter Zeitung: Ihr Beitrag "Döring in Erklärungsnot"
Sehr geehrter Herr Müller,
wie Sie hier fahrlässig vermeintliche Widersprüche "erkennen"
und aufbauschen, ist inakzeptabel, geradezu unprofessionell. Sie
kennen das Sprichwort: "Man merkt die Absicht und ist verstimmt".
Wie können Sie einfach ignorieren, was Tatsache ist? Ich werde
nicht zulassen, daß über den Minister etwas in die Welt
gesetzt wird, was nicht stimmt.
Zum
Bericht der Stuttgarter Zeitung und den von ihr gestellten Fragen
lesen Sie bitte nachfolgend die zutreffenden Antworten aus dem Hause
Hunzinger Information AG (der Gesellschafterin der Hunzinger PR
GmbH, der infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft
GmbH und der action press gmbh & co. kg):
Stellungnahme
des Vorstands der Hunzinger Information AG:
Stellungnahme
des Herrn Ministers und Stellvertretenden Ministerpräsidenten
Dr. Walter Döring MdL vom 22. März 2004:
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Moritz
Hunzinger/IPO der Action Press Holding AG - vorm. Hunzinger Information
AG im März 1998
"Huxley
und nicht Orwell hatte recht"
Rede von Professor Dr. Werner G. Seifert, Vorsitzender des
Vorstandes der Deutschen Börse Aktiengesellschaft, anläßlich
des Börsengangs der Hunzinger Information AG im Hause der Frankfurter
Wertpapierbörse in Frankfurt am Main am 30. März 1998
Lieber
Herr Hunzinger,
liebe Mitarbeiter der Hunzinger Information AG,
meine
sehr geehrten Damen und Herren,
die Sie vielleicht vor wenigen Minuten Aktionäre dieses Unternehmens
geworden sind!
Kommunikation
ist die Summe zahlreicher Austauschvorgänge, die mit verschiedenen
Zeichen und Zeichensystemen vollzogen werden. Sie besteht aus Sprache
und Gestik, aus Fakten und Meinungen, aus Gesagtem und Ungesagtem.
Sie findet real time statt oder wird in verschiedenen Aufbewahrungsformen
konserviert. Und je komplexer Kommunikation ist, desto besser für
das Geschäft von Moritz Hunzinger. Wären wir bei der Kommunikation
von Rauchzeichen stehengeblieben, so hätte sein Geschäft
im Verkauf von gut brennbarem Holz und von Wolldecken zur Abdeckung
des Feuers steckenbleiben müssen.
Schrift,
Hörfunk und Fernsehen machen es heute leicht, Gedanken einer
beharrlichen, einer konzentrierten Prüfung zu unterziehen.
Das gesprochene Wort gerinnt und ruft den Grammatiker, den Logiker,
den Rhetoriker, den Historiker, den Wissenschaftler und den Hunzinger
auf den Plan. All diejenigen, die sich Sprache vor Augen führen,
um zu erkennen, was sie bedeutet, wo sie irrt und wo sie hinführt.
Sprachen sind Medien, Medien sind Metaphern, Metaphern schaffen
den Inhalt unserer Kultur. Hunzinger ist damit auch ein Kulturgenerator,
die Hunzinger Information AG ist mehr als nur ein WissensWert. Wenn
mich nicht alles täuscht, so hat das hier und heute schon fast
den Charakter einer informellen Hauptversammlung der Hunzinger Information
AG mit einer, wie ich meine, sehr ordentlichen Präsenz. Dessen
eingedenk will ich meine folgenden Gedanken etwas sortieren und
sie in drei Abschnitte zusammenfassen:
Abschnitt 1 wird überschrieben mit "Huxley und nicht Orwell
hatte recht". Abschnitt 2 will ich dem Satz "auf zwei
Beinen steht sich‘s leichter" widmen und ich will mit
der Frage "Wissen, wie weiter?" schließen und beginne
ganz wie es sich gehört mit dem ersten Punkt.
1. "Huxley, nicht Orwell hatte recht". In welcher Informations-
und Kommunikationswelt, meine sehr verehrten Damen und Herren, leben
wir heute? Blicken wir etwa zwanzig Jahre zurück, sahen wir
dem Jahre 1984 in banger Erwartung entgegen. Als es kam und Orwells
Prophezeiung nicht eintrat, stimmten die Nachdenklichen unter uns
verhaltene Loblieder an - auf sich selbst. Die Wurzeln der freiheitlichen
Demokratie waren gesund, blieben unverletzt. Mochte anderswo der
Terror ausgebrochen sein, die Demokratie westlicher Prägung
zumindest hatte Orwells Alpträume nicht heimgesucht. Über
dieser Genugtuung wurde vergessen, daß es neben Orwells düsterer
Prophezeiung "1984" eine zweite "Düstopie"
gab, ein wenig älter, nicht ganz so bekannt, aber trotz ihres
Titels mindestens ebenso beklemmend: Huxleys "Schöne neue
Welt". Orwell warnt vor der Unterdrückung durch eine äußere
Macht, in Huxleys Vision dagegen bedarf es keinen großen Bruders,
um den Menschen ihre Autonomie, ihre Einsicht und ihre Geschichte
zu rauben. Er rechnete mit der Möglichkeit, daß die Menschen
anfangen, ihre Unterdrüc kung zu lieben und die Technologien
anzubeten, die ihre Denkfähigkeit zunichtemachen. Orwell fürchtete
diejenigen, die Bücher verbieten. Huxley befürchtete,
daß es eines Tages keinen Grund mehr geben würde, Bücher
zu verbieten, weil keiner mehr Bücher lesen will. Orwell fürchtete
jene, die uns Informationen vorenthalten, Huxley fürchtete
jene, die uns mit Informationen so sehr überhäufen, daß
wir uns vor ihnen nur noch in Passivität und Selbstbespiegelung
retten können. Orwell befürchtete, daß die Wahrheit
uns verheimlicht werden könnte, Huxley befürchtete, daß
die Wahrheit in einem Meer von Belanglosigkeiten untergehen könnte.
Er fürchtete die Entstehung einer reinen Trivialkultur. In
"1984" werden die Menschen kontrolliert, indem man ihnen
Schmerz zufügt, in "Schöne neue Welt" werden
sie dadurch kontrolliert, daß man ihnen grenzenloses Vergnügen
bietet. Kurz: Orwell befürchtete, daß das, was uns verhaßt
sei, uns zugrunde richten werde, Huxley befürchtete, daß
das, was wir lieben, uns zugrunde richten werde. Und ich glaube,
meine Damen und Herren, wir müssen der Möglichkeit ins
Auge sehen, daß Huxley und nicht Orwell recht hatte. Das Medium
ist die Metapher. Weitgehend und ohne daß die Öffentlichkeit
sich darüber aufgeregt hätte, haben sich Politik, Religion,
Nachrichten, Sport, Erziehung und Wirtschaft in kongeniale Anhängsel
des Showbusiness verwandelt. Die Überbringer der Botschaften,
die Nachrichtensprecher und Moderatoren verbringen vor Ihren Auftritten
mehr Zeit unter dem Fön als über ihren Skripten. Wir sind
im Zuge dieser Entwicklung eine Gesellschaft geworden, die im Begriff
ist, sich zu Tode zu amüsieren, wie Neil Postman eindrücklich
formuliert hat, oder andersherum, in Orwells Welt gäbe es keine
Hunzinger Information AG, in Huxleys Welt geht sie an die Börse.
2. Mein zweiter Punkt, meine Damen und Herren, beschäftigt
sich mit dem simplen Satz, daß es sich auf zwei Beinen leichter
stehen läßt. Hunzinger hat seine Aktivitäten in
drei Geschäftsfelder strukturiert. Erstens Politkommunikation
und Public Relations, zweitens Public und Industrial Relations,
und drittens die infas Meinungs- und Marktforschungsgesellschaft.
Systematisch steht er aber auf zwei Beinen. Auf der einen Seite
analysiert und bewertet Hunzinger Informationen, auf der anderen
Seite kreiert er neue Informationen, denn: "Auf zwei Beinen
steht sich’s leichter". Nun ist er an die Börse
gegangen, wie hat der Markt ihn wohl bewertet? Nicht das Resultat,
der Preis der Aktie ist gemeint, den kennen wir seit einigen Minuten
– Kompliment dazu – die Frage ist, nach welcher Methode
hat der Markt das gemacht? Wie ist der Markt zu diesem Preis gekommen?
In der Bilanz stehen nicht Aktiva wie Maschinen, Fabriken, Patente,
Halb- und Fertigfabrikate, greifbare Vermögenswerte also. Wie
bemißt man Aktivposten wie "Wissen, wo Wege sich treffen",
"Wissen, was andere denken", "Wissen, woher der Wind
weht", und "Wissen, welchen Wert Information hat"
um seine eigenen Formulierungen, die wir hier an der Wand bewundern
können, zu bemühen.
Hunzingers
Börsengang ist für den Neuen Markt ein Novum. Noch nie
mußten die Investoren so sehr ihre Phantasie bemühen,
um den Ertragsreichtum der Vermögenswerte einzuschätzen.
Wir, bei der Gruppe Deutsche Börse, überlegen gerade,
ob wir für diese Kategorie von Unternehmen nicht sogar ein
weiteres Börsensegment schaffen sollten. Der Wert von Informationsdienstleistungen
läßt sich immer weniger vom Wert physischer Arbeit unterscheiden.
Dennoch, Herr Hunzinger, was sind 54 Leistungsträger, die 11
Sprachen sprechen, eigentlich wert? Bieten Verhältniszahlen
wie Umsatz pro Kopf, Kosten pro Kopf oder Ergebnis pro Kopf dem
interessierten Analysten bessere Anhaltspunkte als z. B. Haare auf
dem Kopf, als Synonym für die kumulierte Erfahrung dieser Leute.
Wie hoch ist der abgezinste Ertragswert von teilzeitigen Mitarbeitern
und Beratern, die jedem FAZ-Leser ein Begriff sind, egal ob dieser
als kluger Kopf zuerst nach dem Feuilleton, dem außenpolitischen
Teil, der Wirtschaftsseite oder nach den innenpolitischen Nachrichten
greift. Und wieviel Wert hat der Markt durch die gerade stattgefundene
Preisbildung dem Gründer und Chef selber zugeordnet, der nach
jüngster Selbstauskunft 55 % des Geschäftsvolumens direkt
auf sich selbst zurückführt. Eigentlich sollten die Aktionäre
eine großzügige Unfallversicherung für ihn abschließen.
Wissenswert zu sein, zu beobachten, ob Hunzingers beide Beine, nämlich
die Bewertung von Information auf der anderen Seite, und die Kreation
von Information auf der anderen Seite gleich schnell wachsen, wenn
nicht, entsteht vielleicht eine Schieflage im Geschäftsmix,
aber nicht notwendigerweise in der Ertragskraft. Auf jeden Fall
sind die Leistungsträger, die Information kreieren wohl teurer
als diejenigen, die sie analysieren und bewerten, allerdings können
für das Schaffen und das Verändern von Informationslagen
auch höhere Preise erlöst werden. Es wäre wohl interessant,
Hunzingers Bilanz einmal in dieser Richtung auseinander zu schrauben.
Der Neue Markt, meine Damen und Herren, ist ein Lehrstück für
die Marktwirtschaft, ist ein Rollenmodell für die wirtschaftliche
Erneuerung dieses Landes. Hier können wir schon heute das produktive
Zusammenspiel von Arbeits-, Produkt- und Kapitalmarkt erkennen.
Die 19 Unternehmen am Neuen Markt haben in den letzten 12 Monaten
rund dreieinhalbtausend Arbeitsplätze geschaffen. Gemeinsam
müßten wir diesen Neuen Markt in einen großen Maßstab
übersetzen, so das Bruttosozialprodukt Deutschlands erheblich
steigern und die Arbeitslosigkeit mit marktwirtschaftlichen Mitteln
auf 4-5 % verringern.
Was
wird Hunzinger in den nächsten Jahren dazu beitragen? Fünfzig
Arbeitsplätze, 100 oder gar mehr? Auf jeden Fall hat doch die
Bewertung der Hunzinger Information AG vor wenigen Minuten einmal
mehr gezeigt, daß Informationsangebote, so sie einen Markt
finden, zu hohen Bewertungen durch Investoren führen können.
Andere Beispiele gefällig? Reuters, Bloomberg, Moody, Standards
& Poor und vielleicht auch einmal Börsenorganisationen.
Und wird Hunzinger, seit Minuten millionenschwer, nun auf das typisch
deutsche Neidsyndrom stoßen? Wir kritisieren hierzulande ungleiche
Einkommens- und Vermögensverteilungen schnell als Auswuchs
der Marktwirtschaft und bekämpfen sie mit allen Mitteln der
Politik, statt sie als wünschenswerte Konsequenz eines freiheitlichen
Systems zu akzeptieren. Es wird viel beklagt in diesem Lande, daß
wirtschaftliches Wachstum das Problem von Einkommensungleichgewichten
nicht lösen kann. Mit dieser Sichtweise wird aber dem Kapitalismus
etwas vorgeworfen, was ein anderes System, das Ende der achtziger
Jahre zusammengebrochen ist, nicht geleistet hat: Der Markt belohnt
Leistung mit hohen Einkommen und Kapitalgewinnen und diese Belohnung
durch den Markt differiert, weil die Leistungen unterschiedlich
sind. Ungleichgewichte bei Einkommen und Vermögen sind ein
Beweis dafür, daß der Markt funktioniert. Viele, die
sich hierzulande Intellektuelle nennen, fühlen sich deshalb
mit dem Konzept des Marktes nicht wohl, weil sie Wohlstand nicht
als Ergebnis kreativer Prozesse interpretieren, obwohl sie ein solches
Ergebnis jedem Künstler gerne zugestehen, weil sie Wohlstand
als eine begrenzte Ressource ansehen, muß derjenige, der ihn
sich erarbeitet hat, ihn jemand anderem wohl weggenommen haben.
Auf
den Punkt gebracht, hat Bill Gates, der Wohlstand, Arbeitsplätze
und neue Produkte für viele Menschen geschaffen hat, mehr für
diese getan, als mancher selbstlose Säulenheilige, der Geld
umverteilt hat, das ihm Philanthropen dafür zur Verfügung
stellten. Es liegt, meine Damen und Herren, wahrscheinlich mehr
Moral in der Freiheit als in einer durch Umverteilung erzwungenen
Einkommensgleichheit.
3. Ich komme zu meinem dritten Punkt: "Wissen, wie weiter".
Wahrscheinlich ist auch die Zukunft der Hunzinger Information AG
zu einem guten Teil von der weiteren Entwicklung am Marktplatz für
Informationen beeinflußt. Was könnte da passieren? Welche
Aspekte könnten relevant sein für die weitere Zukunft
dieses Unternehmens? Der Marktplatz für Informationen, meine
Damen und Herren, macht nicht gleich, sondern fördert Diversifikation
und Gattungsvielfalt. Davon kann Hunzinger profitieren, er wird
tendenziell die Diversifikation vergrößern. Der Marktplatz
für Information vereinigt gespaltene Gesellschaften und könnte
zu einer Redefinition von Nationen in Richtung ortsunabhängiger,
elektronischer Netzwerke führen. Kann Hunzinger dies für
seine Expansion nutzen? Der Marktplatz für Information schafft
keine einheitliche globale Kultur, sondern nur eine dünne Oberfläche
von grundsätzlich akzeptierten Normen und Standards. Standardisierung
ist preisdrückend für Hunzingers Geschäft, er wird
versuchen, durch die Konzentration auf bestimmte Segmente dieser
Entwicklung zu entgehen, denn der Wert von Information wird durch
das individuelle Bedürfnis des Nachfragers bestimmt, die gleiche
Information kann somit unterschiedlichen Wert haben. Dabei profitiert
sein Geschäft davon, daß wirkliche Informationsverarbeitung
menschliche Emotionen transportieren kann, die Technik aber nicht.
Und überhaupt, meine Damen und Herren, Informationen sind nur
der Rohstoff, die Wertschöpfung besteht daraus, Wissen aus
Informationen zu generieren. Früher kämpfte man mit dem
Problem der Informationsgewinnung, heute liegt die Schwierigkeit
in der Auswahl und Bewertung. Warum hat Hunzinger seinen WissensWert
nicht Wissens AG genannt? Auf alle Fälle stimmt die Heuristik
"Wissen ist Macht" nicht mehr, sie müßte heute
heißen "Wissen ist Markt". An diesem Marktplatz
muß sich die Hunzinger Information AG weiterhin bewähren,
um ihren heutigen Marktwert zu steigern, um Shareholder Value für
ihre Aktionäre, hier stehen sie alle, zu schaffen. Mit der
heutigen Emission haben Emittenten und Investoren wichtige Entscheidungen
getroffen. Unwiderrufliche Entscheidungen? Keineswegs. Der Neue
Markt bietet vor allem auch dem Anleger die Gelegenheit, einmal
getroffene Kaufentscheidungen zu revidieren, durch Zukauf oder Verkauf.
Ich
wünsche der Hunzinger Information AG, daß vor allem zugekauft
wird. Dazu muß er aber mehr Material an den Markt bringen.
Und ob dazu Koppelgeschäfte erforderlich und nützlich
sind, wird ihm der Markt ebenfalls zurückmelden.
Dem
neuen Börsenwert wünsche ich eine erfolgreiche Entwicklung,
Ihnen allen noch eine fröhliche Party, und ich danke für
Ihre Aufmerksamkeit.
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Moritz
Hunzinger zu Ministerpräsident und Bundesminister der Verteidigung
a. D. Prof. Rudolf Scharping MdB und Rechtsanwältin und Notarin
Kristina Gräfin Pilati von Thassul zu Daxberg-Borggreve in
2002
An
den Fotoaufnahmen im Sommer 2002 von Herrn Ministerpräsidenten
und Bundesminister a. D. Prof. Rudolf Scharping MdB und Rechtsanwältin
und Notarin Kristina Gräfin Pilati von Thassul zu Daxberg-Borggreve
in Mallorca 2002 war ich nicht beteiligt, auch kein Mitarbeiter
aus dem von mir – bis April 2004 25 Jahre lang - geführten
Hunzinger Information AG-Konzern, weder von Hunzinger PR oder infas,
noch nicht einmal von action press. Dies ist bereits verschiedentlich
von BUNTE-Chefredakteurin Frau Riekel und ihrem Mitarbeiter Herrn
Sahner, bestätigt worden:.
Süddeutsche
Zeitung, 15. Juli 2002
Eine Frage des Abstands: Gerüchte über das Verhältnis
des Frankfurter PR-Beraters Hunzinger zu Bundesverteidigungsminister
Scharping fangen im Wahlkampf wieder an zu brodeln. "Unfug"
allerdings sei die "gern kolportierte Story", Hunzinger
habe die Gräfin und den Minister mit ihren Wasserspielen in
Mallorca in die Illustrierte Bunte gebracht und dafür auch
noch 60000 Mark Honorar bekommen. Hunzingers Version wird von dem
Autor der Bunte-Geschichte, Paul Sahner, bestätigt: "Hunzinger
hatte damit nichts zu tun."
Urteil des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg vom 11. September 2012:
"Hunzinger hat weder Kleidung bezahlt noch für den damaligen Verteidigungsminister eingekauft".
Gegenstandswert berücksichtigt Pinnwandeintrag auf Facebook.
B.Z. Berlin, 20. März 2012
Hunzinger bezahlte Scharping keine Anzüge
Berichtigung
Der PR-Berater Prof. Moritz Hunzinger (53) hat dem damaligen Verteidigungsminister Rudolf Scharping (61) keine teuren Anzüge gesponsert, wie es in unserer Sonntagsausgabe erwähnt wurde. Hunzinger zu der weit verbreiteten Darstellung: "Ich verwahre mich vehement gegen diese immer wieder kolportierte falsche Behauptung, dass ich für Herrn Scharping die Rechnung eines Herrenausstatters bezahlt hätte."
http://www.bz-berlin.de/archiv/berichtigung-article1416602.html
Gegendarstellung Frankfurter Rundschau vom 22. Dezember 2011
"Nicht eingekleidet"
In der Ausgabe vom 14. Dezember 2011 berichteten wir auf der Seite 3 unter dem Stichwort „Andere Affären“ über die Verbindung zwischen Rudolf Scharping und Moritz Hunzinger. Dazu stellt Herr Prof. Hunzinger zu recht fest, daß „er nicht für Kleidung von Herrn Scharping gezahlt hat“.
Unterlassungsverpflichtungserklärung Süddeutsche Zeitung (print und online) sowie Redakteur Hans-Jürgen Jakobs, 27. Dezember 2011
erwirkt durch Moser Bezzenberger Rechtsanwälte www.moserbezzenberger.de
Gegendarstellung der Mitteldeutschen Zeitung, 15. Dezember 2011
Sie schreiben unter www.mz-web.de vom 13. 12. 2011 unter der Überschrift „Honorare, Affären, günstige Kredite, Dienstreisen in den Urlaub“ über mich: „Von diesem hatte Scharping sich (…) Designerkleidung für 25.000 Euro spendieren lassen.“ Hierzu stelle ich fest: Ich habe Herrn Rudolf Scharping keine Kleidung spendiert. Frankfurt am Main, den 15. 12. 2011 Prof. Dr. h.c. Moritz Hunzinger
Anm. der Redaktion: Herr Hunzinger hat Recht.
Gegendarstellung
BILD.de, September 2010
Gegendarstellung
sprengsatz.de/Michael Spreng, September 2010
Von
Moritz Hunzinger (vertreten durch Moser Bezzenberger Rechtsanwälte
www.moserbezzenberger.de)
gegen die FAZ erwirkte Unterlassungsverpflichtungserklärung vom
8. August 2008
(anzufordern über http://fazarchiv.faz.net)
Von
Moritz Hunzinger (vertreten durch Moser Bezzenberger Rechtsanwälte
www.moserbezzenberger.de)
gegen die FAZ (vertreten durch White & Case) erwirkte Gegendarstellung
und Einstweilige Verfügung, OLG-Beschluß vom 28. April
2008
(anzufordern über http://fazarchiv.faz.net)
Financial
Times Deutschland vom 18. Mai 2007
"In der Ausgabe der FTD vom 14. Mai schreiben wir in einer Buchrezension:
"Nur selten wird deutlich, wie eng Lobbying, Beratung und Korruption
zusammenhängen - wenn etwa Landesminister Heinz Schleußer
zurücktritt, weil er sich Privatflüge von der WestLB hat
finanzieren lassen oder Rudolf Scharping abdankt, weil er Honorarzahlungen
von der PR-Agentur Hunzinger angenommen hat." Hierbei kann der
falsche Eindruck erweckt werden, dass sich Moritz Hunzinger und Rudolf
Scharping der Korruption verdächtig gemacht haben. Das war nicht
unsere Absicht. Wir bedauern dies. FTD"
Keine rechtlichen Konsequenzen für Scharping
und Özdemir, sueddeutsche.de/AP/dpa, 23. Juli 2002
Honorar-Affäre: Keine Strafen für Scharping und
Özdemir
Die CDU fordert von dem Bundestagsabgeordneten der Grünen
aus Baden-Württemberg den Rückzug seiner Bundestagskandidatur
Die
Affäre um Zahlungen des PR-Unternehmers Moritz Hunzinger hat
für Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) und den
Grünenabgeordnete Cem Özdemir keine rechtlichen Konsequenzen.
Wenn Scharping in seiner Funktion als Abgeordneter gegen den Verhaltenscodex
des Bundestags verstoßen haben sollte, werde dies lediglich
schriftlich bekannt gegeben, sagte ein Sprecher des Bundestags am
Dienstag auf Anfrage. Weitere Sanktionen seien im Gesetz nicht vorgesehen.
Der Fall Özdemir werde wohl überhaupt keine Folgen haben.
Der Sprecher bestätigte damit einen Bericht der Frankfurter
Rundschau vom Dienstag. Scharping hatte Honorarzahlungen von Hunzinger
entgegen den Bestimmungen nicht bei Bundestagspräsident Wolfgang
Thierse gemeldet. Thierse hat Scharping aufgefordert, das Versäumnis
bis Mitte August zu klären. Einnahmen über 30 000 Mark
(15 000 Euro) im Jahr sind dem Parlamentspräsidenten anzuzeigen.
Bestätigt sich das Versäumnis Scharpings, wird dies in
einer Drucksache des Bundestags bekannt gegeben - ohne weitere Folgen
für den Ex-Minister. Scharping hatte zugegeben, von der PR-Agentur
Hunzinger 1998 einen Betrag von 80 000 Mark als Voraushonorar für
die spätere Veröffentlichung seiner Memoiren erhalten
zu haben. 1999 habe er weitere 60 000 Mark als Honorar für
drei Vorträge aus Jahren vor seinem Amtsantritt als Minister
erhalten.
Für den Grünenabgeordneten Özdemir bleibt der Privatkredit
von Hunzinger in Höhe von 80 000 Mark zu relativ günstigen
Zinsen wohl ohne jegliche Folgen. Derzeit werde geprüft, ob
dies rechtlich überhaupt von Bedeutung sei, sagte der Bundestagssprecher.
Ein Kredit muss im Gegensatz zu Honorarzahlungen nicht beim Bundestagspräsidium
gemeldet werden. "Ein Kredit ist grundsätzlich nicht anzeigepflichtig",
sagte der Sprecher. Es werde dennoch geprüft, ob Özdemir
durch den günstigen Zinssatz einen geldwerten Vorteil erhalten
habe. Doch selbst wenn es einen Vermögensvorteil gegeben hätte,
bliebe dieser unterhalb der geltenden Grenzen. Bei dem Kredit handelt
es sich den Angaben zufolge wohl auch nicht um einen meldepflichtigen
"Vermögenszuwachs". Konsequenzen für Özdemir
seien also "relativ unwahrscheinlich".
(23. Juli 2002, sueddeutsche.de/AP/dpa)
Interview
mit dem Tagesspiegel "Früher gab es eine andere Ehrlichkeit",
Juli 2002
Der
Tagesspiegel, Berlin, 28. Juli 2002
"Früher gab es eine andere Ehrlichkeit"
Scharping,
Özdemir, Merz - sie alle waren verdammt nahe dran an Moritz
Hunzinger. Wer ist dieser Mann? Ein Sittengemälde aus dem Schattenreich
zwischen Wirtschaft und Politik – Interview
Moritz
Hunzinger, 43, PR–Berater aus Frankfurt, kommt nicht aus den
Schlagzeilen. Seit 1979 knüpft er Kontakte zwischen Politik
und Wirtschaft, er ist Schatzmeister der CDU-Sozialausschüsse.
Zu seinem kleinen Imperium gehören u.a. die Bildagentur Action
Press und das Meinungsforschungsinstitut Infas. Allerdings ist der
Aktienkurs von 17 Euro Anfang 1999 auf 80 Cent gefallen. Zu Hunzingers
Vertrauten gehören Martin Bangemann, Roland Koch und Lothar
de Maizière.
Herr
Hunzinger, wie geht es Ihnen?
Also, das ist eine Zeit, die mich anstrengt, und soll ich mich darüber
frustrieren lassen, oder sehe ich das tatsächlich als Chance.
Ich habe mir überlegt, dass mir der liebe Gott nur das aufhalsen,
aufschultern wird, was ich tragen kann - und deshalb habe ich mich
für die Chance entschieden. Und nun gehe ich die Sache mit
dem unternehmerischen Instinkt an, den ich habe. Unternehmer sind
ja andere Leute als Angestellte, damit mache ich keine Angestellten
nieder, aber Unternehmer haben einen anderen Beat…
Die
Sache Scharping, Herr Hunzinger…
Lassen Sie mich doch ausreden! Ich sage Ihnen ja alles. Es gibt
Journalisten, die nicht so gerne zuhören, diese Erfahrung mache
ich derzeit gelegentlich. Stellen Sie sich vor: Sie treffen den
Kerl, den Sie immer schon mal treffen wollten. Und jetzt würde
sich herausstellen: So schrecklich ist er gar nicht…
Sie
dürfen gerne ausreden.
Das ist ein apokalyptischer Vorgang. Niemand geringeres als der
Verteidigungsminister von Deutschland, ein Mann, den ich sehr schätze
seit vielen Jahren, als er noch Landtagsabgeordneter in Rheinland-Pfalz
war, dieser Mann also gerät in einen apokalyptischen Abgrund,
ohne dass ich was ausgefressen habe, aber der Vorgang steht in einem
Zusammenhang mit mir und meiner Firma. Wir haben nichts falsch gemacht,
der Fiskus hat kein Problem damit, es ist moralisch nicht verwerflich.
Wir sind die Kirsche in diesem Cocktail. Ich weiß ja, wie
die Wahrheit aussieht.
Bitte…
In der Amtszeit von Minister Scharping gab es einen einzigen dienstlichen
Termin, den er und Moritz Hunzinger zusammen wahrgenommen haben.
Das war der 9. März ’99 gegen 21 Uhr. Ich hatte vor,
mit Minister Scharping essen zu gehen. Ich sagte ihm, es wäre
gut, wenn Herr Haun, damals Vorstand der Ferrostaal AG, mal für
eine Viertelstunde dazu stoßen kann. Warum? Herr Haun hatte
damals die Aufgabe, den deutschen Werftenbund zusammenzuführen,
und er sollte begründen, warum das ein sehr wichtiges Projekt
ist, auch in Zeiten, in denen der Haushalt des Verteidigungsministeriums
starkt angespannt war. Das war der Termin, im März, wie gesagt.
Es ist absurd, wenn man das in Verbindung mit den U-Booten in Ägypten
bringt, das wurde erst im November 1999 aktuell.
Rein
theoretisch: Würde es Sie stören, von Ihrem Wertekanon
her, wenn ein Geschäft zustande kommen würde zwischen
einem Minister, mit dem Sie zusammenarbeiten, und einer Firma, die
Sie ebenfalls betreuen?
Während ich rede, muss ich über diese Frage nachdenken,
weil ich die Auswirkungen meiner Antwort noch nicht abschätze.
Sehen Sie, die Dinge, die unsereiner anschiebt, dauern im Schnitt
zwölf Jahre, bis was passiert. Schon deshalb müssen wir
so arbeiten, dass wir immer auch mit wechselndem Personal klarkommen.
Man stellt sich das so einfach vor: Da unterschreibt der Minister
einen Auftrag und der Vorstandsvorsitzende hat ihn? So laufen solche
Geschäfte nicht. Unsereiner kann doch nur klimabildend wirken,
das ist alles, wir können das Klima nur moderieren. Ich führe
nicht die Geschäfte unserer Kunden, das machen die selbst.
Wir
wollen Ihr Geschäft noch genauer verstehen.
Man muss unterscheiden: Was ist für den Connaisseur…
…den
Fachmann…
…und was ist für den Otto-Normal-Verbraucher? Übrigens,
wenn wir beim Otto-Normalverbraucher sind, man glaubt ja nicht,
was man alles gefragt wird, zum Beispiel beim Thema Özdemir…
…der
grüne Abgeordnete Cem Özdemir, der von Ihnen einen Kredit
über 80 000 Mark bekommen hat…
…da werde ich allen Ernstes gefragt, ob ich überhaupt
Zinsen kassieren würde, kassieren, was für ein Wort, und
ob die auch hoch genug sind. Was ist passiert? Wollen Sie die Geschichte
mal hören, authentisch? Nur so ist sie, alles andere ist absoluter
Unfug.
Bitte.
Ich habe einen türkischstämmigen Mitarbeiter, der mein
Freund und hier Geschäftsführer geworden ist. Der steht
irgendwann in meinem Zimmer, sagt, er müsse mich vertraulich
sprechen. Da wusste ich, es geht um was Ernstes: ein Anliegen von
Rang oder er kündigt. Er hatte ein Anliegen von Rang: Ein Freund
von ihm sei in Geldschwierigkeiten, ob wir ihm aushelfen könnten.
So ungewöhnlich ist das nicht, ich arbeite mit vielen Leuten
zusammen, die dauernd Geld brauchen, Autoren, Fotografen, Drucker.
Die bekommen oft einen Vorschuss, das ist ja am Ende nichts anderes
als ein Darlehen. Ich sagte gleich, das können wir nicht über
die Firma laufen lassen, das machen wir dann privat. Ich tat das
meinem Kollegen zuliebe.
Sie
wussten gar nicht, dass es sich bei dem Freund des Freundes um den
Politiker Cem Özdemir handelt?
Nein. Es ist so, wie ich es Ihnen sage, alles andere ist Quatsch.
Mir glaubt das sowieso keiner. Ich wollte meinem Freund helfen,
das war mein Magnet. Selbst wenn es anders wäre, wird es dadurch
weder besser noch schlechter, es ist egal. Aber so ist es.
Irgendwann
mussten Sie den Namen ja erfahren, spätestens beim Unterschreiben
des Kreditvertrages. Wie war das, als Sie ihm später begegneten:
Denkt man da, das ist der, dem ich 80 000 Mark geliehen habe?
Ich habe das präsent, klar. Aber das löst bei mir keine
Waves aus, das glaubt mir ja keiner. Obwohl: Es gibt Leute, die
mich gut kennen, die wissen, dass es so ist.
Jetzt
ist er zurückgetreten. Er sagt, der Kredit war ein Fehler,
er würde das heute nicht mehr machen.
Zu Recht. Er hätte ja mal vorher zu einer Bank gehen können.
Aber da würden Leute wie Sie sagen, da wird er ja gewesen sein.
Nur, wenn Sie Cem Özdemir heißen und gehen zu Ihrer Volksbank,
wollen ein Darlehen und sind Diplomsozialpädagoge. Weil Sie
80 000 Mark Steuerschulden haben, dann kann ich Ihnen schon sagen,
wie die Dame am Schalter Sie anguckt.
Herr
Hunzinger, Sie haben das Gefühl, Sie beherrschen die Regeln
Ihres Metiers. Sind Sie überrascht, dass Sie im Feuer stehen,
obwohl Sie alle Regeln beachtet haben?
Ich bin nicht ganz so naiv. Aber wissen Sie, ich unterstelle erst
mal, wenn man mit Partnern in Augenhöhe zu tun hat, dass es
bestimmte Qualitäten und Normen gibt, an die man sich halt
hält. Ich bin jetzt 23 Jahre im Geschäft, 21 Jahre haben
wir ohne jede Involvierung von Anwälten gearbeitet. Es klingt
jetzt etwas altklug, aber es gab früher einfach eine andere
Ehrlichkeit. Ich bin abends mit hohen Herren aus der Industrie unterwegs
gewesen, man hat ordentlich Rotwein getrunken - aber am nächsten
Morgen ist das eingelöst worden, was man besprochen hatte.
In den letzten zwei Jahren hat sich unsere Kundschaft ein bisschen
verändert, es kamen einfach neue Persönlichkeiten hinzu.
Und
die sind nicht mehr so ehrlich?
Manche von ihnen haben nicht mehr diese Affinität zur Ritterlichkeit.
Ein Wort ist ein Wort, das war frozen. Im Jahr 2000 kamen New-Economy-Leute…na
ja, jetzt wird es normaler. Warum? Weil ausgesiebt wurde. Dass Professor
Sihler im jugendlichen Alter von 72 Jahren Telekom-Chef wird, ist
ja die Antwort darauf, dass manches nicht mehr funktioniert hat.
Begrüßen
Sie das?
Ich finde das ganz prima. Wobei ich sagen muss, dass ich es unerträglich
finde, wie man mit Ron Sommer umgegangen ist, das hat der Mann nicht
verdient. Ich kenne ihn nicht, aber ich halte große Stücke
auf ihn.
Wenn
Sie jetzt das Wort Ritterlichkeit auf Scharping und Özdemir
beziehen: Vermissen Sie die hier?
Nein, beide haben die, klar.
Herr
Hunzinger, Sie werden derzeit in vielen Artikeln beschrieben und
in den allermeisten davon…
…bin ich das Arschloch.
Verletzt
das?
Ich bin gut trainiert, weil ich oft Kunden hatte, die unter Dauerfeuer
standen, und denen bin ich ein zuverlässiger Waffenbruder.
Das gehört zum Spiel, gerade in der Politik. Aber es hat sich
etwas verändert. Wir haben eine neue Qualität des Gerüchts.
Das Niveau ist tiefer. Es ist mehr Fahrradkette statt wohl temperierter,
kontroverser Diskussion. Wissen Sie, was mich wundert, bei der Rechnung
des Herrenbekleidungsgeschäfts? Haben Sie sich die mal genau
angeschaut?
Viele
Anzüge, Zweithosen, Socken – für 56 000 Mark.
Da fällt Ihnen nichts auf? Wenn wir in ein italienisches Restaurant
gehen, zu Mario oder zu Luigi und uns furchtbar die Kante geben,
die Zeche der Woche machen. Dann kommen noch drei Grappa, bevor
wir dann auf allen Fünfen rausgetragen werden. Wenn diese drei
Grappa auf der Rechnung stehen, würde ich den Wirt in den Kühlschrank
sperren. Und der Chef des besten Anzugladens in Frankfurt? Meinen
Sie wirklich, dass der Socken auf die Rechnung schreibt? Es gibt
die Rechnung nicht, sie wurde nicht geschrieben, der Minister hatte
sie nicht in der Post.
Harald
Schmidt hat in seiner Sendung gesagt, Schröder sehe es eben
nicht so gerne, wenn er sich immer im Unterhemd fotografieren lasse
und seine Minister im 30 000-Mark-Anzug daherkommen.
Köstlich, dieser Schmidt, ich sehe ihn gerne, natürlich.
In Frankfurt gibt es ein neues Gerücht, von einer ominösen
Schuhrechnung von Herrn Minister Scharping.
Das
Gerücht kannten wir gar nicht.
Ich weiß noch, dass ich Herrn Scharping erzählt habe,
wo ich meine Schuhe in dieser Stadt kaufe. Jetzt habe ich den Geschäftsinhaber
angerufen und gefragt, kann das sein, wäre ja furchtbar, dass
der Herr Minister die Schuhe nicht bezahlt hat? Aber nein, Herr
Hunzinger, antwortete er, der Minister hat seine Schuhe gekauft
und bezahlt. Ich sage, na Gott sei Dank. Aber das war ja auch klar:
Rudolf Scharping ist ein anständiger Mann, er ist kein Filou
– und nicht vergesslich.
Herr
Hunzinger, warum sind Sie mit 14 zur CDU?
Das kann man gar nicht, deswegen stimmt das nicht, da können
wir ja das große Missverständnis aufklären, wann
man in eine Partei eintreten kann. Wunderbar. Ich bin mit 14 in
die Junge Union eingetreten, mit 16 in die CDU. Ich bin seit 26
Jahren dabei. Bis heute habe ich da große, wertvolle, schöne
Freundschaften.
Waren
Ihre Eltern CDU-Wähler?
Nein, die haben mal so, mal so gewählt. Es gab aber eine große
Affinität zu Konrad Adenauer, die dazu führte, dass einer
meiner Vornamen Konrad ist.
Sie
hatten eine wechselvolle Schulkarriere.
Bis zur vierten Klasse war ich auf der Heinrich-Seliger-Schule,
dann auf der Wöhler-Schule, aber ich war grottenschlecht. Bin
dann auf eine Privatschule, zur Anna-Schmidt-Schule. Frankfurter
sagen: Kommst du nicht mehr mit, gehst du zu Anna-Schmidt!
Deshalb
wechselten Sie später zur Valley Force Military Academy nach
Pennsylvania? Das "Manager"-Magazin beschreibt sie als
Schule für lernschwache Schüler.
Ja! Köstlich! Wunderbar! Der Mann vom "Manager"-Magazin
hätte nur recherchieren müssen. Wissen Sie, wer noch auf
dieser angeblichen Schule für Trottel war? General Schwartzkopf,
Bob Hope…oder nehmen Sie den feinen Kerl, der mit mir auf
dem Zimmer lag. James W. Gerard ist heute einer meiner besten Freunde,
aus der berühmten Bankiersfamilie Gerard! James arbeitet wie
ich in der Zunft der flexiblen Sachverhalte. Ein anderer Freund
aus der Zeit ist mittlerweile Präsident der Dominikanischen
Republik.
Was
haben Sie auf der Academy gelernt?
Alle Vorzüge, treu zu sein. Gelegentlich ist mir das nicht
gelungen. Aber ich registriere das.
Zum
Beispiel wann?
Naja, ich habe im privaten Bereich Anfälligkeiten. Wenn Sie
43 sind, na, dann passiert Ihnen das schon mal. Aber ich schaffe
es im Allgemeinen schon, den Pfad der Tugend nicht zu verlassen.
Pfad
der Tugend, Herr Hunzinger: Fällt darunter auch Ihre Beratertätigkeit
für Gaddafi?
Vor Jahren habe ich die Firma Kälble-Gmeinder im Schwäbischen
beraten, da gab es zwei Finanzgeschäftsführer aus Libyen.
Als ich deren Briefbogen gesehen habe, da stand so was wie Mohammed
Ibn Ubn Daddn, habe ich gesagt: Die Vornamen reduzieren wir auf
je einen, kürzen sie ab, Mohammed ist M. Den Nachnamen lassen
wir stehen, das macht sich besser.
Wie
haben die Herren reagiert?
Denen hat das gefallen. 13, 14, 15 Jahre später melden sich
plötzlich junge Paare, Mitte 30 - sehr kultiviertes Erscheinen,
international erzogen, leben in London und New York, libyscher Hintergrund,
gute Frauen, gute Jungs. Die fragen mich, ob ich mir nicht Gedanken
über die Zeit danach in Libyen machen könnte.
Das
Land, das von Herrn Gaddafi regiert wird.
Hören Sie mir zu. Ich sage denen, wenn ihr Touristen haben
wollt, müsst ihr nett sein. Deutsche müssen im Bikini
rumlaufen dürfen! Man muss anständig einen saufen gehen
können! Und eure Infrastruktur muss am Rand westlicher Maßstäbe
sein.
Um
Ihre Maßstäbe zu verstehen: Vor Libyen sind Sie nicht
zurückgeschreckt.
Nicht bei diesen prima Leuten, die im Ausland leben.
Diese
Leute waren sicher keine Oppositionellen.
Aber wie das so ist im Leben: Es gibt etwas dazwischen. Die waren
später in Berlin bei höchsten Stellen zu Besuch, im Auswärtigen
Amt. Dort sitzt die Quelle, die ihren Besuch bei mir ausgeplaudert
hat. Daraus wird dann der Gaddafi-Berater Hunzinger gemacht. Meine
arme Mutter. Ich bin Herrn Gaddafi nie begegnet, ich war zwar mal
in seinem Zelt, aber zu einer persönlichen Begegnung kam es
nicht.
Mit
diesen Kunden haben Sie kein Problem. Für die PDS, haben Sie
einmal gesagt, würden Sie nicht arbeiten.
Richtig.
Wo
ist da der moralische Unterschied?
Die Libyer überzeugten durch ihre Absichten, die sind programmiert
auf die Zeit danach. Das ist der Unterschied zur PDS. Aber ich weiß,
worauf Sie ansprechen. Es stimmt, die PDS-Bundestagsabgeordnete
Maier war mal zu Besuch in unserem Büro, weil unsere Berliner
Büroleiterin aus demselben schwäbischen Sprengel kommt.
Gregor Gysi würde ich nicht vertreten können, mir fehlt
das Interesse an seinem Erfolg.
Herr
Hunzinger, die "Süddeutsche Zeitung" titelt in diesen
Tagen: "Die Affäre Hunzinger belastet die Politik."
Es gab erst eine Affäre Scharping, dann gab es die Sache Özdemir,
und dann konnte es ja keine Affäre Scharping mehr sein. Also
wurde es die Affäre Hunzinger.
Schlecht
für Sie.
Ja. Schade, schade, schade.
Sie
werden mittlerweile als Schlüsselfigur betrachtet für
das politische System in Deutschland.
Oh Gott, I do not deserve this.
Wie
beurteilen Sie die Wirtschafts-Affären in Amerika, etwa die
Verwicklung des Vize-Präsidenten Cheney?
Man ist da zu empfindlich. Wir dürfen nicht immer vom Niedrigsten,
Anfälligsten, Missratensten ausgehen. Man muss sich auch mal
auf einen guten ersten Eindruck verlassen können.
Wer
hat Sie eigentlich für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen?
Als Sie es erhielten, bekam jeder Ihrer Mitarbeiter ein Imitat aus
Marzipan.
Ich will es nicht wissen. Ich möchte da in keine Abhängigkeiten
geraten. Und eines der Marzipan-Exemplare habe ich auch noch in
Reserve.
Ausgerechnet
Ihnen gleitet die Affäre aus der Hand.
Es ärgert mich, aber ich kann nicht mehr als Gespräche
führen, Mails beantworten. Heute hatte ich bis zwölf Uhr
506 Mails! Gott sei Dank ist Mausebär da, meine 17-jährige
Tochter, die mich unterstützt.
Als
Sie noch nicht da waren, hat sie uns begrüßt mit dem
Satz: "Mein Vater kommt in acht Minuten."
Ich hatte sie gebeten, Ihnen zu sagen, ich bin in fünf Minuten
da. Da hat sie mich angesehen und gesagt: In acht Minuten, oder?
Interview:
Christoph Amend und Stephan Lebert
2002
© Verlag Der Tagesspiegel GmbH
Berichtigung Oltner Tagblatt und Mittelland Zeitung (CH), 21. Dezember
2005
Rechnung selbst bezahlt
Im Oltner Tagblatt und in der Mittelland Zeitung von gestern stand:
«Dem ehemaligen SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping bescheinigte
Laurenz Meyer für eine vom PR-Manager Moritz Hunzinger beglichene
Kleiderrechnung: <Ein unmöglicher Vorgang>, und schloss
die Frage an: <Hat sich hier ein Politiker etwa gegen Honorar verdingt?>»
Tatsache ist:
1. Die Hunzinger Information AG hat Rudolf Scharping MdB für
Vorträge Honorare bezahlt, die dieser gehalten hatte, als er
nicht mehr Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und noch nicht
Bundesminister war (es war nicht einmal absehbar, daß er überhaupt
jemals in ein Bundeskabinett eintreten würde).
2. Herr Bundesminister und Ministerpräsident a. D. Professor
Rudolf Scharping MdB hat seine Rechnung selbst bezahlt. Im Übrigen
habe ich «in Person» in 25 Jahren keinem je ein Honorar
für irgendetwas bezahlt.
Moritz Hunzinger
Berichtigung
Berliner Kurier, 16. Dezember 2004
Kleider
selbst bezahlt
Berlin - PR-Berater Moritz Hunzinger legt Wert darauf, dass Ex-Minister
Rudolf Scharping eine 27600 Euro hohe Bekleidungsrechnung nicht
an ihn zurückerstattet hat. Scharping habe sie selbst bezahlt,
es gab also nichts zurückzuerstatten.
Berichtigung
Lausitzer Rundschau, 14. Dezember 2004
Leider
hat sich bei unserem gestrigen Bericht über die Nebeneinkünfte
von Abgeordneten ein Fehler eingeschlichen: Der PR-Berater Moritz
Hunzinger hat Rudolf Scharping (SPD) Vortragshonorare überwiesen,
als dieser zwar Abgeordneter, aber nicht mehr Ministerpräsident
und noch nicht Minister war. Und an den Grünen-Politiker Cem
Özdemir flossen gar keine Honorare. Ein Mitarbeiter Hunzingers
war bei der Bereitstellung eines Kredites behilflich.
Berichtigung Frankfurter Neue Presse (FNP),
21. Mai 2004
Scharping zahlte selbst
Frankfurt. In einem Beitrag vom 13. Mai 2004 behaupteten wir, dass
Rudolf Scharping (SPD) sich vor Jahren für 50 000 Mark auf der
Frankfurter Goethestraße einkleiden ließ, ohne dass er
etwas dafür bezahlt habe. Wir stellen richtig, dass nicht der
PR-Berater Moritz Hunzinger, sondern Scharping selbst seine Rechnung
bei Möller & Schaar beglichen hat.
TV-Interview
Gabi Bauer und Moritz Hunzinger - "Die Welt" und "Der
Spiegel", August 2002
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Moritz
Hunzinger zu Bundesminister des Auswärtigen und Stellvertreter
des Bundeskanzlers Dr. h. c. Joschka Fischer MdB im Wahlkampf 2005
vor dem Ende seiner Amtszeit
Moritz Hunzinger zu Joschka Fischer:
Hunzinger: Joschka Fischer weiß, daß ich recht habe
PR-Berater sieht sich im Spendenstreit bestätigt
DIE
WELT: Herr Hunzinger, in den letzten drei Jahren ist es
etwas ruhiger um Sie geworden. Jetzt tauchen Sie wieder in den Schlagzeilen
auf. Freut oder stört Sie das?
Moritz
Hunzinger: Es stört mich. Aber manche Schlagzeilen
waren wohl nicht zu vermeiden. 25 Jahre lang habe ich das erfolgreichste
Unternehmen geführt, das es je in diesem Metier gegeben hat.
Doch seitdem ich meine Anteile an der Hunzinger Information AG von
2002 bis 2004 für gutes Geld verkauft habe, gewöhne ich
mich an mein neues Leben, das viel ruhiger geworden ist. Ich habe
mich bestens mit meinem Unruhestand abgefunden. Ich bin heute zufriedener
und glücklicher.
DIE
WELT: Wenn der Name Hunzinger fällt, denken alle sofort
an die Rücktritte von Verteidigungsminister Rudolf Scharping
(SPD), des Grünen-Bundestagsabgeordneten Cem Özdemir und
des baden-württembergischen Wirtschaftsministers Walter Döring
(FDP). Wie lebt man mit dem Image eines PR-Beraters, dessen Nähe
einen ins politische Aus manövriert?
Hunzinger:
Da ist viel Häme mit im politischen Spiel - und auch Legendenbildung.
Selbstverständlich hat der Hunzinger dem Scharping keinen Einkauf
bezahlt, wie stets behauptet wird. Cem Özdemir habe ich auf
Bitten eines gemeinsamen Freundes, der mein Prokurist war, unbürokratisch
aus seiner Notlage geholfen. Dafür waren mir beide sehr dankbar.
Und Walter Döring ist zurückgetreten, weil sein Steuerberater
eine Parteispende meiner Firma versehentlich über das Privatkonto
an die Partei weitergeleitet hat. Mit Fehlern meinerseits oder meiner
Organisation hatte keiner dieser Rücktritte etwas zu tun. Ich
habe aber gelernt, damit zu leben, daß Klischees zuweilen
langlebig sind.
DIE
WELT: Nun werden Ihre alten Verbindungen zu Außenminister
Joschka Fischer und FDP-Chef Guido Westerwelle wieder an die Öffentlichkeit
gezerrt. Alles Kampagne vor der wichtigen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen,
wie die beiden behaupten?
Hunzinger:
In Deutschland ist immer Wahlkampf, da spielen Köpfe eine wichtige
politische Rolle. Auch Vorgänge im Auswärtigen Amt will
ich nicht beurteilen. Ich hatte und habe jedenfalls sowohl mit Fischer
wie auch mit Westerwelle zu keiner Sekunde Meinungsverschiedenheiten.
Hätte ich Mist gebaut, würden sich die beiden doch von
mir distanzieren. Das ist aber nicht der Fall.
DIE
WELT: Sie streiten mit den Grünen darüber, ob
die 19 999 Mark, die sie 1998 von Ihnen erhalten haben, eine Parteispende
ohne Gegenleistung waren oder ein Honorar für einen Fischer-Auftritt,
das dann als Spende verbucht wurde ...
Hunzinger:
Nein, darüber streiten wir nicht mehr. Eine Sprecherin der
Grünen hat eingeräumt, daß unser Scheck nicht direkt
an den Kreisverband Frankfurt ging, sondern über das Abgeordnetenbüro
von Fischer an den Kreisverband weitergeleitet wurde. Damit ist
meine Darstellung in toto bestätigt. Daß Fischer sich
zu dem Vorfall bis jetzt nicht öffentlich äußert,
hat doch seinen Grund: Er weiß, was er mit mir vereinbart
hat, also daß ich recht habe. Mit anderen Worten: Hunzinger
hatte eine funktionierende Buchhaltung.
DIE
WELT: Es ist nun der Eindruck entstanden, Sie hätten
dem "Focus" Einblick in Kundenkartei und Geschäfte
gewährt ...
Hunzinger:
Das ist falsch. "Focus" wird sich in seiner nächsten
Ausgabe auch berichtigen müssen. Eine "handschriftliche
Liste" mit Namen und Honoraren, wie es da heißt, habe
ich nie geführt. Ich hatte in der Leitung des Unternehmens
Wichtigeres zu tun. Die Unterlagen, aus denen zitiert wird, stammen
wohl aus der Betriebsprüfung. Die einzigen Angaben, die ich
"Focus" gegenüber gemacht habe, beziehen sich auf
veröffentlichte Quartals- und Geschäftsberichte der Action
Press Holding AG, vormals Hunzinger Information AG. Darin war alles
Berichtenswerte dokumentiert.
DIE
WELT: Ihr Adreßbuch ist legendär. Die Angaben
schwanken, ob Sie nun 55.000 oder 70.000 Namen darin verzeichnet
hatten.
Hunzinger:
Es waren rund 75 000. Und jede Woche treffe ich einige davon und
halte mich auf dem laufenden. Im großen und ganzen hatte ich
eine schöne Zeit. Und ein neues Projekt habe ich auch schon:
Zu gegebener Zeit erscheint das Buch "Meine Foreign Affairs".
Die
Fragen stellte Peter Dausend.
15. April 2005.
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